Maus.jpg

ich bin absolut kein Geburtstagsfan eine Seite
nicht downloadbar

Veröffentlicht

21.10.2024

Illustration

Martina Lengers

LiebeGille, deine Überlegungen sprechen mich sehr an, auch wenn ich nicht aus der schulischen Praxis komme, sondern nur als Mama mitlese, wollte ich diesen Beitrag doch gerne kommentieren. Besonders berührend finde ich, wie du jedes Kind in seiner Individualität wahrnimmst und darüber nachdenkst, wie wichtig es ist, dass jedes Kind in seinem eigenen Tempo arbeiten darf. Dein Ansatz, über Jahrgangsübergreifendes Lernen nachzudenken, finde ich unglaublich wertvoll. Es bietet den Kindern die Möglichkeit, voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu unterstützen und gleichzeitig in ihrem eigenen Tempo voranzukommen. Ich sehe oft, wie unterschiedlich Kinder sind – nicht nur kognitiv, auch emotional, in ihrer körperlichen Entwicklung, wie viel Kapazität sie für die Schule haben. Schon bei einfachen Dingen wie dem Zeitpunkt, an dem Kindern die Milchzähne ausfallen, wird sichtbar, dass jedes Kind sein ganz eigenes Tempo hat. Diese Unterschiede in der Entwicklung zeigen, wie unrealistisch es ist, von allen Kindern zu erwarten, dass sie denselben Lernweg zur gleichen Zeit durchlaufen - nur weil sie "zufällig" in der selben Klasse sitzen. Es ist unglaublich bereichernd zu sehen, dass du dir Gedanken darüber machst, wie du Kindern in unterschiedlichen Lernphasen gerecht werden kannst, indem du gezielt Materialien für den Zahlenraum bis 10 und 20 entwickelst. Kinder geben ja immer ihr Bestes, mit dem, was ihnen zur Verfügung steht – sei es ihre aktuellen Fähigkeiten, ihre kognitive Kapazität oder ihre emotionale Verfassung. Kinder wollen lernen und sie bemühen sich, so gut sie können. Und wenn nicht, gibt es auch dafür Gründe. Jedes Kind bringt andere Voraussetzungen mit, und es ist unsere Aufgabe (und damit meine ich nicht nur die Schule, sondern auch uns als Eltern), ihnen dafür die Werkzeuge an die Hand zu geben und ihnen die Zeit und den Raum zu geben für ihre Entwicklung. Manchmal wird übersehen – und das gilt nicht nur für Lehrkräfte, sondern auch für uns Eltern – dass mehr und schnelleres Lernen nicht gleichbedeutend mit besserem Lernen ist. Das setzt die Kinder oft nur zusätzlich unter Druck und wer kann da schon gut lernen - oder abeiten. Wenn ein Kind den Zehnerübergang noch nicht richtig beherrscht, wie soll es dann im Hunderterraum sicher rechnen können? Oder wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, einzelne Wörter zu lesen, wie soll es dann in der Lage sein, eine ganze DIN-A4-Seite zu bewältigen? Natürlich geht es nicht darum, Kinder nicht üben zu lassen, aber es muss immer sinnvoll sein, an den richtigen Stellen anzusetzen, statt einfach das Pensum zu erhöhen. Und genauso gilt es für Kinder, die einfach schnell sind: Diese Kinder wollen und sollen vorankommen, und es ist wichtig, ihnen das auch zu ermöglichen, indem man ihnen neue, herausfordernde Aufgaben bietet, die sie motivieren und fördern. Obwohl man als Einzelne das Schulsystem nicht sofort verändern kann, finde ich es unheimlich hilfreich, solche Gedankengänge zu lesen und über sie nachzudenken. Und - jedes System setzt sich ja aus individuellen Menschen zusammen. Und ich glaube fest daran, dass durch solche Überlegungen mehr Flexibilität und Individualität in den Schulalltag einziehen könnte. Ich bin dir sehr dankbar, dass du deine Gedanken und Materialien so offen teilst. Auch wenn ich als Mutter vielleicht nicht direkt etwas für dein Material hier beitragen kann, empfinde ich es als unglaublich bereichernd, an deinen Überlegungen teilhaben zu dürfen. Weil diese Überlegungen und Austausche im alltäglichen Klein-Klein oft untergehen. Herzliche Grüße, Julia
von Julkue am 24.10.2024 um 09:24 Uhr 2
Liebe Julia, du rührst mich hier gerade zu Tränen und das aus vielen Gründen. Deine Zusammenfassung auf das, was man sich von Schule und Eltern wünschen würde, trifft es aus meiner Sicht im Kern und es ist traurig, wie wenig diese so klaren Einsichten sich dann tatsächlich auch in der Schule wiederfinden. Vor Augen steht mir der Kampf in der Schule, sich dafür einzusetzen, von diesem nicht zielführenden Gleichschritt wegzukommen, das Leid, was man anrichtet, wenn man die Kinder nicht wirklich individuell im Blick hat und viele Fragen rund um eine gute Elternarbeit, die einfach unerlässlich ist, um gemeinsam das Beste für jedes Kind rauszuholen. Auch die Frage, wie ich mein Lernstübchen weiterentwicklen kann, um auch Eltern gut abzuholen und den Dialog unter meinen Beiträgen zu fördern, stellt sich, wenn ich deinen Beitrag lese. Du siehst, deine Gedanken hier sind ausgesprochen wertvoll und werden wirken, sicher nicht nur auf mich. Dir ein herzliches Dankeschön für deine Offenheit! LG Gille
von Gille am 24.10.2024 um 11:01 Uhr 2
Liebe Gille, wow, deine Antwort wiederum rührt mich jetzt sehr! Es ist so bereichernd, in so einen Austausch zu kommen und es tut gut, zu sehen/zu lesen/zu spüren, dass es Menschen gibt, die die eigenen Gedanken teilen. Gerade, weil es im Alltäglichen so wenig Platz bekommt, wo es so viel um Noten, Lehrpläne etc. geht (auch von Elternseite, nicht nur von der Schule). Danke dir für deine tiefen Gedanken, die du hier immer wieder teilst und das Herz, das du in "deine" Kinder und hier in das Lernstübchen steckst. Ganz herzliche Grüße Julia
von Julkue am 25.10.2024 um 10:50 Uhr 1
antworten
Kommentar veröffentlichen
Kommentar veröffentlichen
ich bin absolut kein Geburtstagsfan

sondern feiere die Feste am liebsten, wie sie fallen...


auch das Zurückblicken oder nach vorne Schauen,

was man ja an solchen Tagen gerne macht,

lasse ich kommen wie es kommt...




so habe ich die Herbstferien immer wieder auf mein Lernstübchen geschaut,

Erinnerungen an mir vorbeiziehen lassen

und damit verbunden überlegt, wo ich hin will...


anfangs war es mir vor allem wichtig,

klar strukturiertes und motivierend gestaltetes Unterrichtsmaterial zu schaffen,

mit dem die Kinder gerne, zielführend und selbstständig arbeiten können

und einen Fundus zu schaffen, mit dem es sich gut differenzieren lässt,

der die Unterrichtsvorbereitung erleichtert

und auch uns Lehrer und Lehrerinnen motiviert arbeiten lässt...


Motivation und Selbstständigkeit sind für mich nach wie vor absolut zentrale Werte,

aber Unterrichtsinhalte zu differenzieren, erscheint mir heute oft zu kurz gegriffen...

mit allen Kindern an einem Inhalt zu arbeiten und dabei dann differenzierte Angebote zu machen,

die einen schneller und die anderen langsamer arbeiten zu lassen,

in der Hoffnung, dass alle in ihrem Tempo gelernt haben werden,

die bestätigt sich oft nicht, wenn man genau schaut, was man für Ziele erreicht hat...


ich bin schon lange ein Fan des jahrgangsübergreifenden Arbeitens

und würde mich ohne zu zögern auf eine Jahrgangsmischung von 1 bis 4 einlassen,

um das umzusetzen, was ich auch heute in Klassen für nötig halte,

die kein bisschen jahrgangsgemischt zusammengesetzt sind,

nämlich jeden an seinen Lerninhalten arbeiten zu lassen

und dafür zu sorgen, dass es Kinder geben kann, die auch im zweiten Schuljahr

im Zahlenraum bis 10 oder 20 arbeiten können,

während natürlich auch der Zahlenraum auf 100 erweitert werden kann...


so ist es mein Ziel, hier im Lernstübchen möglichst transparent Lernportionen anzubieten,

die genau das möglich machen und vieles von dem, was da ist

und unter den entsprechenden Labels auch zu finden,

lässt sich natürlich auch zu Lernkisten zusammenstellen und kann angeboten werden...


und trotzdem merke ich in meiner Unterrichtsvorbereitung,

dass Materialien, die den Zahlenraum bis 10 oder 20 im Blick haben

und für Kinder erstellt werden, die bereits im zweiten Unterrichtsjahr angekommen sind,

teilweise anders konzipiert sein sollten, als für die Kinder im ersten Schuljahr...


vielleicht kann ja der eine oder andere mit meinen Gedanken etwas anfangen,

das Lernstübchen so auch noch einmal anders betrachten und kommt auf Ideen,

die bis jetzt nur im Hinterkopf geschlummert haben...


ich werde mich in dieser Woche auf jeden Fall

mit dem Zahlenraum bis 10 und 20 noch einmal befassen

und überlegen, was ich brauche, um für Kinder Pakete zu schnüren, die sie nutzen können,

wenn andere sich mit Zahlenräumen beschäftigen, in denen sie noch nicht angekommen sind

und es auch wenig Sinn macht, sie trotzdem mit in den Kreis zu setzen,

weil man hofft, dass sie so irgendeinen Hauch schon einmal verstehen werden...


wenn alles so läuft, wie ich es mir wünsche,

dann würde ich bei dem Material, was in diesem Kontext entsteht

auf die Gedanken hier dann auch noch einmal verweisen...


LG Gille