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LiebeGille,
deine Überlegungen sprechen mich sehr an, auch wenn ich nicht aus der schulischen Praxis komme, sondern nur als Mama mitlese, wollte ich diesen Beitrag doch gerne kommentieren.
Besonders berührend finde ich, wie du jedes Kind in seiner Individualität wahrnimmst und darüber nachdenkst, wie wichtig es ist, dass jedes Kind in seinem eigenen Tempo arbeiten darf. Dein Ansatz, über Jahrgangsübergreifendes Lernen nachzudenken, finde ich unglaublich wertvoll. Es bietet den Kindern die Möglichkeit, voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu unterstützen und gleichzeitig in ihrem eigenen Tempo voranzukommen.
Ich sehe oft, wie unterschiedlich Kinder sind – nicht nur kognitiv, auch emotional, in ihrer körperlichen Entwicklung, wie viel Kapazität sie für die Schule haben. Schon bei einfachen Dingen wie dem Zeitpunkt, an dem Kindern die Milchzähne ausfallen, wird sichtbar, dass jedes Kind sein ganz eigenes Tempo hat. Diese Unterschiede in der Entwicklung zeigen, wie unrealistisch es ist, von allen Kindern zu erwarten, dass sie denselben Lernweg zur gleichen Zeit durchlaufen - nur weil sie "zufällig" in der selben Klasse sitzen. Es ist unglaublich bereichernd zu sehen, dass du dir Gedanken darüber machst, wie du Kindern in unterschiedlichen Lernphasen gerecht werden kannst, indem du gezielt Materialien für den Zahlenraum bis 10 und 20 entwickelst.
Kinder geben ja immer ihr Bestes, mit dem, was ihnen zur Verfügung steht – sei es ihre aktuellen Fähigkeiten, ihre kognitive Kapazität oder ihre emotionale Verfassung. Kinder wollen lernen und sie bemühen sich, so gut sie können. Und wenn nicht, gibt es auch dafür Gründe. Jedes Kind bringt andere Voraussetzungen mit, und es ist unsere Aufgabe (und damit meine ich nicht nur die Schule, sondern auch uns als Eltern), ihnen dafür die Werkzeuge an die Hand zu geben und ihnen die Zeit und den Raum zu geben für ihre Entwicklung.
Manchmal wird übersehen – und das gilt nicht nur für Lehrkräfte, sondern auch für uns Eltern – dass mehr und schnelleres Lernen nicht gleichbedeutend mit besserem Lernen ist. Das setzt die Kinder oft nur zusätzlich unter Druck und wer kann da schon gut lernen - oder abeiten. Wenn ein Kind den Zehnerübergang noch nicht richtig beherrscht, wie soll es dann im Hunderterraum sicher rechnen können? Oder wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, einzelne Wörter zu lesen, wie soll es dann in der Lage sein, eine ganze DIN-A4-Seite zu bewältigen? Natürlich geht es nicht darum, Kinder nicht üben zu lassen, aber es muss immer sinnvoll sein, an den richtigen Stellen anzusetzen, statt einfach das Pensum zu erhöhen.
Und genauso gilt es für Kinder, die einfach schnell sind: Diese Kinder wollen und sollen vorankommen, und es ist wichtig, ihnen das auch zu ermöglichen, indem man ihnen neue, herausfordernde Aufgaben bietet, die sie motivieren und fördern.
Obwohl man als Einzelne das Schulsystem nicht sofort verändern kann, finde ich es unheimlich hilfreich, solche Gedankengänge zu lesen und über sie nachzudenken. Und - jedes System setzt sich ja aus individuellen Menschen zusammen. Und ich glaube fest daran, dass durch solche Überlegungen mehr Flexibilität und Individualität in den Schulalltag einziehen könnte.
Ich bin dir sehr dankbar, dass du deine Gedanken und Materialien so offen teilst. Auch wenn ich als Mutter vielleicht nicht direkt etwas für dein Material hier beitragen kann, empfinde ich es als unglaublich bereichernd, an deinen Überlegungen teilhaben zu dürfen. Weil diese Überlegungen und Austausche im alltäglichen Klein-Klein oft untergehen.
Herzliche Grüße,
Julia
von
Julkue
am 24.10.2024
um 09:24 Uhr
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Liebe Julia,
du rührst mich hier gerade zu Tränen und das aus vielen Gründen.
Deine Zusammenfassung auf das, was man sich von Schule und Eltern wünschen würde, trifft es aus meiner Sicht im Kern und es ist traurig, wie wenig diese so klaren Einsichten sich dann tatsächlich auch in der Schule wiederfinden. Vor Augen steht mir der Kampf in der Schule, sich dafür einzusetzen, von diesem nicht zielführenden Gleichschritt wegzukommen, das Leid, was man anrichtet, wenn man die Kinder nicht wirklich individuell im Blick hat und viele Fragen rund um eine gute Elternarbeit, die einfach unerlässlich ist, um gemeinsam das Beste für jedes Kind rauszuholen. Auch die Frage, wie ich mein Lernstübchen weiterentwicklen kann, um auch Eltern gut abzuholen und den Dialog unter meinen Beiträgen zu fördern, stellt sich, wenn ich deinen Beitrag lese. Du siehst, deine Gedanken hier sind ausgesprochen wertvoll und werden wirken, sicher nicht nur auf mich. Dir ein herzliches Dankeschön für deine Offenheit!
LG Gille
von
Gille
am 24.10.2024
um 11:01 Uhr
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Liebe Gille,
wow, deine Antwort wiederum rührt mich jetzt sehr! Es ist so bereichernd, in so einen Austausch zu kommen und es tut gut, zu sehen/zu lesen/zu spüren, dass es Menschen gibt, die die eigenen Gedanken teilen. Gerade, weil es im Alltäglichen so wenig Platz bekommt, wo es so viel um Noten, Lehrpläne etc. geht (auch von Elternseite, nicht nur von der Schule). Danke dir für deine tiefen Gedanken, die du hier immer wieder teilst und das Herz, das du in "deine" Kinder und hier in das Lernstübchen steckst.
Ganz herzliche Grüße
Julia
von
Julkue
am 25.10.2024
um 10:50 Uhr
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