Plötzlich stehen sie vor der Tür...

Heute ist es keine vorübergehende, seltene Erscheinung mehr:

ein neues Kind kommt in deine Klasse, spricht (fast) kein Deutsch,

hat oft bewegende Erlebnisse hinter und eine ungewisse Zukunft vor sich...


Es kann ein Kind sein, das unbefangen und offen auf andere zugeht,

schon einige Jahre in einem geregelten Schulsystem verbracht hat,

bereits mehrere Sprachen spricht und bewundernswert schnell beginnt sich zu verständigen.

Es kann aber auch ein Kind sein, das sich bisher nur in einem familiären Umfeld bewegt hat,

noch nie einen Schnellhefter oder ein Schreibheft benutzt hat

und in keiner Sprache lesen und schreiben kann.


Und alle Kinder, die da vor der Tür stehen, bewegen sich zwischen diesen beiden Polen...


Die sehr unterschiedlichen Vorerfahrungen und sprachlichen Hintergründe machen sie zu einer extrem heterogenen Gruppe - und was dem einen hilft bringt dem anderen gar nichts...


Besonders seit 2015 gibt es eine stetig wachsende Menge an Lehr- und Lernmitteln für mehrsprachige Kinder.
Vieles ist hilfreich, vieles wiederholt sich mittlerweile.

Schwierig, mit der Fülle umzugehen, wenn man als Lehrkraft nur geringe Kenntnisse im Zweitspracherwerb besitzt.


Und noch schwieriger ist die didaktische Planung des Unterrichts:

  • Womit kann so ein Kind schon nach kurzer Zeit wirklich selbstständig arbeiten?
  • Wann mute ich einem Kind zu, in längeren Gesprächsphasen meines Unterrichts nicht verstehend dabeizusitzen und wann biete ich ihm Alternativen an?
  • Wie können die Alternativen aussehen?
  • Wie kann ich die Kinder meiner Klasse einbinden, dem Kind zu helfen und sinnvoll mit ihm zu üben?

Bei der Erstellung von DaZ-Materialien im Lernstübchen soll versucht werden, kleine Tipps und Hinweise zu geben, für wen und auf welche Weise diese Materialien nützlich sind.



Anmerkungen zu meine ersten Verben:


  • Wenn das Kind noch nicht lange in Deutschland ist, befindet es sich in der sogenannten "Einhörphase",
    es kennt und erkennt noch keine deutschen Wörter, Rhytmus und Laute der Sprache sind ihm (teilweise) fremd und das ständige überflutende Sprachbad ist extrem anstrengend. Auch in psycho-sozialer Hinsicht ist das Kind sehr beansprucht. Deshalb nehmen viele Kinder zu Beginn nur wenige Worte auf, speichern sie oft nicht schnell ab und vergessen vieles wieder. Darum ist es notwendig, sich genau zu überlegen, welche Wörter am Anfang wichtig sind und sich erstmal auf wenige Wörter zu beschränken, die immer wieder wiederholt werden müssen.
    Tätigkeiten wie "schreiben", "lesen" oder "malen" sollten als Bild auch im Klassenraum aushängen, damit auf sie gewiesen werden kann, wenn die Tätigkeiten anstehen. ( 📰 Verben im DaZ-Unterricht als Aushang )

  • Grammatisches Arbeiten beginnt erst, wenn das Kind ca. 300 Wörter beherrscht und die "Einhörphase" weitgehend abgeschlossen ist.
    Um die Kinder vorher nicht mit verschiedenen Verbformen zu verwirren, bietet es sich an, entweder in der ersten Form Plural (zB. "wir schreiben") oder in der Ich-Form mit Hilfsverb (zB. "Ich kann schreiben.") zu bleiben.


Mündliche Übungsformen mit den ersten Verben für kleine DaZ-Gruppen
  • Kärtchen ansehen und benennen, vor- und nachsprechen, allein oder im Chor,
    im Chor auf verschiedene Arten sprechen (laut, leise, schnell, langsam, wie ein Baby, ganz cool...)
  • Verb pantomimisch vorspielen und erraten lassen
  • 5 Karten hinlegen, Augen zu, eine wegnehmen - Welche Karte fehlt?
  • Steigerung: mehr Karten hinlegen oder nicht nur eine, sondern mehrere Karten wegnehmen
  • 5 Karten hinlegen, sich die Reihenfolge einprägen, alle umdrehen - Wer kann die Wörter in der richtigen Reihenfolge aufsagen?
  • Fliegenklatsche-Spiel:
    mehrere Karten auslegen, 2-3 Kinder haben eine Fliegenklatsche,
    ein Wort nennen und wer es zuerst abklatscht, darf es nehmen
  • Wörter abwerfen:
    Karten aufhängen, ein Wort nennen, Kind muss es abwerfen,
    oder umgekehrt, wirft auf ein Wort und bekommt die Karte, wenn es den Begriff nennen kann
  • Quatschsätze sagen:
    Der Stift kann lachen... nein, der Stift kann schreiben...
  • Rennspiel:
    Karten liegen in vier Ecken des Raums, erst sichten, dann umdrehen,
    Wort nennen - wer rennt zuerst in die richtige Ecke und holt es


Liebe Grüße

Katja


Veröffentlicht

21.08.2022

Illustration

Martina Lengers

Deutsch > Mündlicher Sprachgebrauch

Plötzlich stehen sie vor der Tür...

Heute ist es keine vorübergehende, seltene Erscheinung mehr:

ein neues Kind kommt in deine Klasse, spricht (fast) kein Deutsch,

hat oft bewegende Erlebnisse hinter und eine ungewisse Zukunft vor sich...


Es kann ein Kind sein, das unbefangen und offen auf andere zugeht,

schon einige Jahre in einem geregelten Schulsystem verbracht hat,

bereits mehrere Sprachen spricht und bewundernswert schnell beginnt sich zu verständigen.

Es kann aber auch ein Kind sein, das sich bisher nur in einem familiären Umfeld bewegt hat,

noch nie einen Schnellhefter oder ein Schreibheft benutzt hat

und in keiner Sprache lesen und schreiben kann.


Und alle Kinder, die da vor der Tür stehen, bewegen sich zwischen diesen beiden Polen...


Die sehr unterschiedlichen Vorerfahrungen und sprachlichen Hintergründe machen sie zu einer extrem heterogenen Gruppe - und was dem einen hilft bringt dem anderen gar nichts...


Besonders seit 2015 gibt es eine stetig wachsende Menge an Lehr- und Lernmitteln für mehrsprachige Kinder.
Vieles ist hilfreich, vieles wiederholt sich mittlerweile.

Schwierig, mit der Fülle umzugehen, wenn man als Lehrkraft nur geringe Kenntnisse im Zweitspracherwerb besitzt.


Und noch schwieriger ist die didaktische Planung des Unterrichts:

  • Womit kann so ein Kind schon nach kurzer Zeit wirklich selbstständig arbeiten?
  • Wann mute ich einem Kind zu, in längeren Gesprächsphasen meines Unterrichts nicht verstehend dabeizusitzen und wann biete ich ihm Alternativen an?
  • Wie können die Alternativen aussehen?
  • Wie kann ich die Kinder meiner Klasse einbinden, dem Kind zu helfen und sinnvoll mit ihm zu üben?

Bei der Erstellung von DaZ-Materialien im Lernstübchen soll versucht werden, kleine Tipps und Hinweise zu geben, für wen und auf welche Weise diese Materialien nützlich sind.



Anmerkungen zu meine ersten Verben:


  • Wenn das Kind noch nicht lange in Deutschland ist, befindet es sich in der sogenannten "Einhörphase",
    es kennt und erkennt noch keine deutschen Wörter, Rhytmus und Laute der Sprache sind ihm (teilweise) fremd und das ständige überflutende Sprachbad ist extrem anstrengend. Auch in psycho-sozialer Hinsicht ist das Kind sehr beansprucht. Deshalb nehmen viele Kinder zu Beginn nur wenige Worte auf, speichern sie oft nicht schnell ab und vergessen vieles wieder. Darum ist es notwendig, sich genau zu überlegen, welche Wörter am Anfang wichtig sind und sich erstmal auf wenige Wörter zu beschränken, die immer wieder wiederholt werden müssen.
    Tätigkeiten wie "schreiben", "lesen" oder "malen" sollten als Bild auch im Klassenraum aushängen, damit auf sie gewiesen werden kann, wenn die Tätigkeiten anstehen. ( 📰 Verben im DaZ-Unterricht als Aushang )

  • Grammatisches Arbeiten beginnt erst, wenn das Kind ca. 300 Wörter beherrscht und die "Einhörphase" weitgehend abgeschlossen ist.
    Um die Kinder vorher nicht mit verschiedenen Verbformen zu verwirren, bietet es sich an, entweder in der ersten Form Plural (zB. "wir schreiben") oder in der Ich-Form mit Hilfsverb (zB. "Ich kann schreiben.") zu bleiben.


Mündliche Übungsformen mit den ersten Verben für kleine DaZ-Gruppen
  • Kärtchen ansehen und benennen, vor- und nachsprechen, allein oder im Chor,
    im Chor auf verschiedene Arten sprechen (laut, leise, schnell, langsam, wie ein Baby, ganz cool...)
  • Verb pantomimisch vorspielen und erraten lassen
  • 5 Karten hinlegen, Augen zu, eine wegnehmen - Welche Karte fehlt?
  • Steigerung: mehr Karten hinlegen oder nicht nur eine, sondern mehrere Karten wegnehmen
  • 5 Karten hinlegen, sich die Reihenfolge einprägen, alle umdrehen - Wer kann die Wörter in der richtigen Reihenfolge aufsagen?
  • Fliegenklatsche-Spiel:
    mehrere Karten auslegen, 2-3 Kinder haben eine Fliegenklatsche,
    ein Wort nennen und wer es zuerst abklatscht, darf es nehmen
  • Wörter abwerfen:
    Karten aufhängen, ein Wort nennen, Kind muss es abwerfen,
    oder umgekehrt, wirft auf ein Wort und bekommt die Karte, wenn es den Begriff nennen kann
  • Quatschsätze sagen:
    Der Stift kann lachen... nein, der Stift kann schreiben...
  • Rennspiel:
    Karten liegen in vier Ecken des Raums, erst sichten, dann umdrehen,
    Wort nennen - wer rennt zuerst in die richtige Ecke und holt es


Liebe Grüße

Katja


Veröffentlicht

21.08.2022

Illustration

Martina Lengers

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